Tierkind gefunden – was tun? Warum du Rehkitzen, Hasenbabys und Jungvögeln besser nicht hilfst

Du spazierst durch Wiesen oder Wald – und plötzlich liegt da ein Rehkitz im hohen Gras. Ganz allein. Oder ein kleiner Vogel hockt auf dem Boden, plustert sich auf, piepst kläglich. Verlassen, hilflos? Nein. Nur scheinbar.
Denn: Nicht jedes Tierkind, das allein wirkt, braucht unsere Hilfe. Oft ist gerade das Nichtstun das Beste, was du tun kannst. Und meistens ist kein Wolf in der Nähe und auf seiner Spur…..


Rehkitz im Gras – wo ist die Mutter?

Rehkitze kommen im späten Frühjahr zur Welt – und sie sind von Anfang an darauf programmiert, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Sie ducken sich, sind nahezu geruchlos und bewegen sich kaum. Die Rehmutter kommt nur ein- bis zweimal am Tag vorbei, um zu säugen. Den Rest der Zeit ist sie absichtlich auf Abstand – damit Fressfeinde das Kitz nicht durch sie aufspüren.

💡 Wichtig: Auch wenn es allein und hilflos wirkt – das Kitz ist nicht verlassen. Wenn du es anfasst, riecht es plötzlich nach Mensch – und das kann dazu führen, dass die Mutter es nicht mehr annimmt.


Feldhase allein unterwegs? Ganz normal

Auch Feldhasen lassen ihren Nachwuchs stundenlang allein – das hat die Natur so eingerichtet. Anders als Kaninchen leben Feldhasen nicht in Bauten. Die Jungtiere liegen in Mulden im hohen Gras oder zwischen Sträuchern – gut getarnt, perfekt angepasst. Die Mutter kommt nur kurz vorbei, meist in der Dämmerung, um zu säugen.

🐇 Fazit: Ein scheinbar einsames Hasenbaby ist meist gar nicht in Not. Bitte nicht mitnehmen, nicht streicheln, nicht „retten“.


Jungvogel auf dem Boden – flügge oder verletzt?

Ein Vogelkind am Boden sieht oft dramatischer aus, als es ist. Viele Jungvögel verlassen das Nest, bevor sie richtig fliegen können. Das ist normal. Die Eltern sind meist in der Nähe, füttern weiter – auch wenn du sie vielleicht gerade nicht siehst.

🕊️ Was du tun kannst:

  • Wenn der Vogel verletzt wirkt (hängender Flügel, blutend) – kontaktiere eine Wildtierstation.
  • Ist er gesund, aber in Gefahr (z. B. auf dem Gehweg) – setz ihn vorsichtig in eine nahegelegene Hecke.
  • Auf keinen Fall mit nach Hause nehmen oder mit Wasser/Haferflocken „füttern“.

Wann ein Tier wirklich Hilfe braucht

Es gibt Ausnahmen – aber die sind selten. Fachleute erkennen, wann Eingreifen nötig ist:

🔎 Anzeichen für echte Not:

  • Offensichtliche Verletzungen oder blutende Wunden
  • Fliegenschwärme oder Maden am Tier
  • Die Mutter ist nach vielen Stunden nicht zurückgekehrt (aus sicherer Entfernung beobachten!)
  • Das Tier ist apathisch, ausgehungert, sehr kalt

Dann ist der Weg zur nächsten Wildtierstation, einem Tierarzt mit Wildtiererfahrung oder der zuständigen Naturschutzbehörde der richtige. Bitte nie selbst „retten“, ohne fachlichen Rat.


Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Tiere haben ihre eigene Sprache, ihren eigenen Rhythmus – und der wirkt auf uns manchmal herzzerreißend. Doch was wir als „allein“ oder „verlassen“ empfinden, ist in der Natur oft genau das Gegenteil: ein cleveres Schutzverhalten.

🐾 Wenn du helfen willst, dann so:

  • Lass das Tierkind in Ruhe
  • Halte Abstand, damit die Mutter sich wieder nähert
  • Informiere eine Wildtierstation, wenn du unsicher bist
  • Bring deinen Hund an die Leine – besonders in Brut- und Setzzeiten

Abschied mit Abstand – eine Geste der Liebe

Ein Rehkitz im Gras, ein Häschen mit großen Augen oder ein kleiner Piepmatz am Boden – sie berühren unser Herz. Und genau deshalb ist es ein Akt der Liebe, nicht einzugreifen. Lass der Natur ihre Chance. Sie weiß oft besser, was zu tun ist.


🆘 Wildtier gefunden – hier bekommst du Hilfe

Wenn du wirklich glaubst, dass ein Tierkind verletzt oder verlassen ist, wende dich an Expert:innen. Hier ein paar hilfreiche Anlaufstellen:

📞 Notrufnummern & Soforthilfe:

  • Polizei oder Feuerwehr (wenn z. B. ein verletztes Wildtier auf der Straße liegt): 110 bzw. 112
  • Tierrettung Deutschland (je nach Region aktiv): z. B. Tierrettung München unter Tel. (089) 921 47 000
  • Tierärzte mit Wildtiererfahrung – bitte vorher telefonisch fragen, ob Wildtiere angenommen werden.

🐿️ Wildtierstationen in Deutschland (Auswahl):

Bundesweit hilfreich


Beispiele nach Regionen in Deutschland – Die Liste ist nicht vollständig das sind nur Beispiele

Norddeutschland

Westdeutschland

Ostdeutschland

Süddeutschland


❗ Wichtiger Hinweis

Bitte niemals ein Wildtier eigenständig mit nach Hause nehmen, füttern oder pflegen – das kann mehr schaden als helfen. Fachleute wissen, wie man artgerecht hilft.

Von Petra

„Tiere sind für mich echte Gefährten, die unser Leben reicher machen. In Herz mit Schnauze erzähle ich Geschichten über Fellnasen, ihre Eigenarten, Pflege und das, was Menschen und Tiere miteinander verbindet. Außerdem widme ich mich Themen wie Welt-Tiertagen und Tierschutz, um das Bewusstsein für unsere tierischen Freunde zu stärken.“